02.02.2023

Wir brauchen eine Lobby für pflegende Kinder und Jugendliche!

Das Thema „Pflege“ ist spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie in den Medien präsent. Doch eine Gruppe von „Pflegenden“ liegt im toten Winkel der Berichterstattung: Kinder und Jugendliche, die chronisch kranke Angehörige pflegen. Seien es Aufgaben im Haushalt, emotionale Unterstützung oder sogar medizinische Hilfe und Körperpflege: etwa 480.000 „young carers“ kümmern sich in Deutschland vor allem um pflegebedürftige Eltern, Großeltern oder Geschwister.

Diese Rolle innerhalb der Familie kann zu Überforderungen führen, die schlimmstenfalls psychische oder körperliche Krankheiten der jungen Pflegenden zur Folge haben. Professionelle Hilfe suchen sie sich nur selten: oft aus Angst, von den kranken Angehörigen getrennt zu werden; oder sie können ihre eigene Rolle überhaupt nicht benennen. Allgemein fehlt es in der Gesellschaft an Bewusstsein für junge Pflegende.

Doch „young carers“ leisten einen enormen gesellschaftlichen Beitrag und sind dadurch wichtige Systemträger. Deshalb haben sie das Recht auf mehr Unterstützung, um Überforderungen zu vermeiden. Kurzum: Es brauch eine Lobby, die sich für die Interessen pflegender Minderjähriger einsetzt. Eine übergeordnete Institution muss etabliert werden, die sich für diese Gruppe explizit zuständig fühlt und in ihrem Sinne agiert. Darüber hinaus müssen in allen Bundesländern lokale Unterstützungsstrukturen aufgebaut werden, um niederschwellige Beratung sowie Möglichkeiten des Netzwerks und Austauschs der pflegenden Kinder und Jugendlichen untereinander zu etablieren. Zudem ist eine Reform des Pflegerechts zugunsten der „young carers“ nötig. Bleibt das Thema noch länger in der gesellschaftlichen und medialen Tabuzone, machen wir uns alle schuldig an überlasteten Kindern, aus denen kranke Erwachsene werden.

Claudia Schwarz