08.02.2024

Make it in Germany?

Deutschland steht vor einem großen Problem: Die Fachkräfte fehlen. Der Mangel an Expert:innen gilt laut Nancy Faeser als eine der größten Wachstumsbremsen für die Wirtschaft im Land. Laut Wirtschaftsweise Monika Schnitzler braucht es 1,5 Millionen Zuwanderer jährlich, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Die Politik will es Fachkräften aus dem Ausland attraktiver machen, nach Deutschland zu kommen. Doch: Deutsche Sprache, schwere Sprache. Und: Die bürokratischen Hürden sind hoch. Groß ist auch der Frust, wenn Führungskräfte ausländische Bewerber ablehnen, weil sie einen schlechter qualifizierten biodeutschen Stefan oder Michael bevorzugen. Nicht gerade ein Ansporn für hochqualifizierte Zuwander:innen, ihre berufliche Zukunft in Deutschland zu suchen. Make it in Germany? Schön wär’s.

In einer weltweiten Umfrage unter Expats schneidet Deutschland in den letzten beiden Jahren miserabel ab. In den Kategorien Wohnen, digitale Infrastruktur, Sprache und Verwaltung landet Deutschland sogar auf dem letzten Platz. Ein Drittel der Befragten gibt an, die Deutschen gehörten zu „den unfreundlichsten Bevölkerungen weltweit“. Rechtliche Schritte wie die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im Sommer 2023 sowie die Annahme des Gesetzesentwurfs zum Staatsangehörigkeitsrecht durch den Bundestag am 19.01.2024 sind erfreulich; aber diese Maßnahmen allein genügen nicht.

Es reicht nicht, Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu locken; sie müssen sich auch erwünscht fühlen, um bleiben zu wollen. Es braucht eine neue Willkommenskultur! Dazu gehört, sich entschieden gegen die als „Re-Migration“ bezeichneten Deportationsfantasien rechter Milieus zu wehren. Dazu gehört auch, Ausländerämter zu reformieren, so dass sie nicht abschrecken und Hürden schaffen, sondern unter einem Service-Gedanken wirkliche Unterstützung bieten. Allgemein gilt: Wir müssen weg kommen von der Arroganz, dass alle ins gelobte Land Deutschland wollen. Ein Umdenken muss stattfinden, damit selbst in jedem mittelständischen westfälischen Betrieb die Erkenntnis einschlägt, dass auch die Zukunft traditioneller deutscher Unternehmen von Expert:innen aus dem Ausland abhängt.