21.08.2020

Homeoffice – Zwischen Freiheit und sozialer Isolation

Flexible Arbeitszeiten, wegfallende Anfahrtswege, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Die Covid-19-Pandemie hat viele von uns unverzüglich ins Homeoffice – bzw. in die Telearbeit, wie es im Fachjargon heißt – geschickt. Selbst dort, wo es jahrelang undenkbar schien, wurde das Arbeiten von zu Hause plötzlich möglich und insbesondere für Familien kann dies eine Erleichterung sein – sofern die Betreuung weiterhin gewährt ist und das nicht zusätzlich „nebenbei“ erfolgen muss.

Bei allen Vorteilen des Homeoffice bleibt jedoch das Zwischenmenschliche auf der Strecke. Ob Gespräche beim Mittagessen oder in der Kaffeepause: Der kollegiale Austausch fehlt! Zwar können Begegnungen auch digital stattfinden, jedoch ist das Treffen dann nicht mehr zwanglos und zufällig, sondern bewusst und geleitet. Der Kitt, der unsere Dienstgemeinschaft zusammenhält, sind nicht nur Arbeitsergebnisse und gemeinsamer Glaube, sondern es sind vor allem die alltäglichen sozialen Begegnungen der Mitarbeiter*innen.

Diese sind nötig, um Vertrauen zu schaffen, sich gegenseitig Rückmeldungen zu geben und bei Missverständnissen unmittelbar nachzuhaken. Persönliche Begegnung und direkter Austausch müssen gewährleistet sein, sonst brauchen wir uns nicht zu wundern, dass auch am Arbeitsplatz Meinungsblasen entstehen. Denn unsere Demokratie lebt vom Diskurs.       

Und dann sind auch noch all jene zu berücksichtigen, die die Vorzüge des Homeoffice nicht genießen können, da ihre Tätigkeiten eine ständige Anwesenheit erfordern. Dies birgt die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft am Arbeitsplatz. Bevor wir Homeoffice also zum neuen Standard beschwören, sollten wir den Einsatz den individuellen Bedürfnissen anpassen. Der neue Standard heißt dann nicht entweder oder, sondern sowohl als auch – oder kurz: alternierende Telearbeit.

Robert Kläsener