09.04.2021

Menschenrechtsverletzungen nicht ignorieren – Fußball-WM in Katar

Umgedrehte Trikots mit der Rückennummer nach vorne, die auf die 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen hinweisen, Trikots mit der Aufschrift „Human Rights“ oder ein Banner mit der Aufschrift „Wir für 30“ – mit solchen Aktionen hat sich die deutsche Fußballnationalmannschaft in der Diskussion zu den prekären Arbeitsbedingungen im Zuge der Fußball-WM 2022 in Katar klar positioniert. Das Echo hierzu ist geteilt. Aber auch in den Medien wird wieder vermehrt diskutiert, ob die WM in Katar stattfinden sollte, wie gegen die Arbeitsbedingungen vorgegangen werden kann oder ob letztlich nur ein Boykott die Lösung sei.

Die FIFA – ein milliardenschweres Unternehmen in der Sportvermarktung - hat die Pflicht zu intervenieren und sich gegen die Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Nicht zuletzt, weil die FIFA mit der WM hohe Gewinne erwirtschaftet und damit auch eine Verantwortung für die Folgen der WM hat. FIFA-Präsident Gianni Infantino betonte vor Kurzem die verbindende Kraft des Fußballs, die Veränderungen herbeiführen kann. Eigentlich hätte sie schon bei der Vergabe Verantwortung übernehmen müssen, doch der Zug ist noch nicht abgefahren. In Pflichtenheften werden üblicherweise diverse Vorgaben für das jeweilige WM-Land festgehalten – doch von fairen Arbeitsbedingungen ist nicht die Rede! Ein Verband dieser Größe hat eine gesellschaftliche Verantwortung, die er bisher leider nicht ausreichend wahrnimmt.

Über 6.500 Arbeiter*innen sind im Zuge der WM-Vorbereitungen bereits ums Leben gekommen. Die Vergabe der WM an Katar wurde jüngst auch von Toni Kroos und Joshua Kimmich scharf kritisiert. Für einen Boykott sprechen sie sich jedoch nicht aus. Selbst Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sind gegen einen Boykott der WM, um die bisher erzielten Verbesserungen in Katar nicht zu gefährden und nicht den Weg für weitere Menschenrechtsverletzungen zu ebnen. Die mediale Aufmerksamkeit soll genutzt werden, um Druck aufzubauen, der zu einer Verbesserung der Menschenrechtslage führen kann (und bereits geführt hat). Solange sich die Lage nicht weiter entscheidend bessert und die FIFA keine Verantwortung übernimmt, gilt es die mediale Aufmerksamkeit am Leben zu halten und die Missstände in Katar solange anzuprangern, bis sich wirkungsvoll etwas ändert. Und dies hoffentlich nicht nur, um ruhigen Gewissens ein Fußballfest zu feiern.

Anna Beiker