06.09.2023

Fegefeuer und Klimahölle

„Werden die Enkel für uns beten? Damit wir schneller aus dem Fegefeuer kommen?“ Ungewöhnliche Fragen, die sich nach einem Hinweis des Mediziners und Wissenschaftsjournalisten Eckart von Hirschhausen stellen.

Von Hirschhausen hatte auf dem Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche „Sozial-ökologisch mobil“ Ende August in Köln gesprochen. An dem Klima-Forum nahmen weit über 100 Haupt- und Ehrenamtliche aus Kirche und Caritas teil. Sie kamen zumeist aus den NRW-Bistümern, aber auch darüber hinaus. Eine Teilnehmerin fragte von Hirschhausen nach einem Impuls aus der kirchlichen Tradition in den gegenwärtigen ökologischen Krisen. Nach etwas Bedenkzeit kam seine, ihn als Lutheraner selbst überraschende, Antwort: „In der katholischen Tradition gab es einmal die Überzeugung, dass wir schneller aus dem Fegefeuer kommen, wenn die Enkel für uns beten. Darüber sollten wir neu nachdenken.“

Seinen Hinweis auf das Gebet der Enkel erläuterte von Hirschhausen dann wie folgt: Die nächsten Jahre sind entscheidend. Wir sind die letzte Generation, die noch etwas tun kann. Wir wissen auch, was wir tun müssen. Aber tun wir das auch? Die Situation ist dramatisch. Für weite Teile der Schöpfung erweist sich die Erhitzung der Erde schon jetzt als Klimahölle mit vielfältigen Toden: Verbrennen, Ertrinken, Verdursten, Verhungern.

In der Debatte um die ökologischen Krisen ist der Begriff „Enkelgerechtigkeit“, auf den von Hirschhausen anspielt, bekannt. Welche Erde hinterlassen wir unseren Erben? Der Begriff setzt in seiner Wirkung auf die emotionale Nähe zu unseren Kindern und Enkeln, um ein entschiedenes Handeln jetzt zu motivieren. Und er kehrt die Blickrichtung um: Statt in die Zukunft zu schauen und auf zukünftige (technische) Lösungen zu hoffen, aus der Perspektive der Nachkommen auf unser gegenwärtiges Handeln zu blicken. Werden die Enkel für uns beten (wollen)?

Von Hirschhausen setzte in seinem Vortrag große Hoffnungen auf die Kirchen, den dringlichen gesellschaftlichen Wandel voranzubringen. Dazu braucht es aber glaubwürdiges Handeln im Alltag. Konkret fragte er: „Wieviel Billigfleisch gibt es noch in kirchlichen Kantinen?“ Die Verpflegung während des inspirierenden Klima-Forums war übrigens vegan und vegetarisch – vorbildliches paradiesisches Handeln.