07.08.2020

Arbeitsmigranten in der Fleischindustrie – Sklaven für unser Billigfleisch?

Die Corona-Pandemie bringt es an den Tag: In einem Teil der Fleischindustrie, aber leider ist es ein großer Teil, werden Menschen wie Verschleißmaterial behandelt. Ihre Gesundheit und Lebensumstände werden nicht beachtet, oft ist ihr Einsatz an der Grenze zur Illegalität. Die harte körperliche Akkord-Arbeit in feuchten und kalten Räumen, bringt auch den Stärksten irgendwann physisch und psychisch zur Strecke. Viele sind zusammengepfercht in zu wenigen und zu kleinen Räumen untergebracht, unter verheerenden hygienischen Verhältnissen. Durch die Arbeitszeiten sind die Betroffenen jahrelang nicht in der Lage, Sprachkurse zu besuchen, können folglich ihre Rechte nicht geltend machen und sind daher noch stärker den Unternehmen ausgeliefert.

Die christliche Botschaft muss Sand sein im Getriebe dieser modernen Sklaverei. Sie richtet sich an die Menschen an den Rändern der Gesellschaft. Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes, daher kommt jedem Menschen Würde zu. Christen dürfen sich aufrufen lassen, durch ihren Lebensstil dem Rad in die Speichen zu fallen: Sie können Migranten aus der Isolation holen, bewusst Einkaufen („Geiz ist geil“?) oder sich über die Arbeit der Aktion „Würde und Gerechtigkeit“ des Sozialpfarrers Peter Kossen in Lengerich informieren, der die Interessen dieser Menschen besonders vertritt. Dort finden sie Inspiration, wie ein eigener Beitrag zur Beseitigung der Not der Arbeitsmigranten aussehen könnte. Wenn es nicht in Deutschland gelingt, deren Not zu begegnen, wie soll es dann global möglich sein?

Burkhard Becker