Im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Dienstgemeinschaftstag 2019: Im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter

Der Dienst an Mensch und Gesellschaft erfordert vor allem eines: Gute Mitarbeiter. Qualifiziert sollen sie sein und natürlich auch motiviert. Wie man Fachkräfte gewinnt und gemeinsam mit ihnen gute Arbeitsbedingungen schafft, war das Thema des Dienstgemeinschaftstags 2019, zu dem der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, das Erzbischöfliche Generalvikariat Paderborn und die Mitarbeitervertretungen im Erzbistum Paderborn eingeladen hatten und den die Kommende Dortmund in der Akademie Schwerte organisiert hatte. 220 Teilnehmer waren gekommen, um Fachvorträgen zu folgen und in Arbeitsgruppen Probleme zu erörtern und Lösungen zu diskutieren.

Auch kirchliche Einrichtungen stehen heute vor der Herausforderung, fachkundige Mitarbeiter zu finden und zu halten. Darin unterscheiden sie sich kaum von der Privatwirtschaft. Vor allem im Bereich Pflege ist der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter groß.

„Derzeit sind 40 Prozent der Mitarbeiter in der Pflege über 50 Jahre, zehn Prozent sogar über 60 Jahre“, so Martin Schenk, Vorsitzender der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der MAVen im Erzbistum Paderborn in seiner Begrüßungsrede. Der gleichzeitige Anstieg von Pflegebedürftigen werde die Versorgungslücke weiter vergrößern. Die Interessen der Kollegen und der Pflegebedürftigen müssten in Zukunft weiter in Einklang gebracht, das „Rollendilemma“ aufgelöst werden. 

Georg Sieglen, Sozialwissenschaftler am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Düsseldorf, stellte in seinem Vortrag entsprechende Zahlen aus dem Gesundheitswesen vor: Ganze 168 Tage sei die Stelle einer Altenpflegefachkraft im Durchschnitt unbesetzt. Diese sogenannten Vakanztage seien nur ein alarmierender Indikator für den Fachkräftemangel. Untersuchungen zeigten, dass derzeit flächendeckend in ganz NRW examinierte Altenpfleger fehlen. Die weiterhin steigende Zahl von Pflegebedürftigen prognostiziere eine Verschärfung der Lage. Nur durch Attraktivierung des Pflegeberufs durch bessere Arbeitsbedingungen, mehr Gehalt, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auch durch Anwerbung von Fachkräften im Ausland könne sich die Lage entspannen.

„Der Fachkräftemangel ist Fakt und seit Jahren bekannt“, so Andreas Westerfellhaus, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Selbst gelernter Krankenpfleger plädiert er für zehn Prozent mehr Ausbildungsplätze, höhere Praxisanteile in der Ausbildung und mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit und Wertschätzung in der Pflege: „Da sind Fachkräfte hochqualifiziert und dürfen dann nicht autonom arbeiten und Entscheidungen treffen.“

Auch eine bundesweit einheitliche Ausbildung sei ein wichtiger Baustein, ebenso bessere Rahmenbedingungen, wie eine 35-Stunden-Woche, eine gute Bezahlung, die ein Arbeitgeberverband mit den Gewerkschaften aushandeln muss und weniger Bürokratie, wenn es um Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland geht. Bei der Frage der Finanzierung sei die Mitwirkung aller Beteiligten gleichermaßen gefragt. „Wir müssen gemeinsam Strukturen schaffen“, forderte Westerfellhaus auf, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Josef Lüttig, Vorsitzender der Kommission „Mitarbeit in der Caritas“ im Deutschen Caritasverband, lenkte den Blick auf die vielen Vorteile, die die Caritas als Dienstgeber biete: Mit einer hohen Ausbildungs- und Übernahmequote, zahlreichen Weiterbildungsangeboten, der Tarifbindung an die AVR oder mit einer hohe Vollzeitquote und großer Arbeitsplatzsicherheit könne die Caritas als Arbeitgeber durchaus punkten. In der Digitalisierung sieht Lüttig Chancen, Arbeitsbedingungen zu Gunsten von Mitarbeitern zu verbessern, auch wenn Investitionen und die Anforderungen des Datenschutzes zunächst Hemmnisse bedeuten. Zukünftige Herausforderungen, wie zum Beispiel der Generationenwechsel mit seinen veränderten Erwartungen von Mitarbeitern könnten mit Lösungen, wie Stellensplitting, Zeitwertkonten oder Home Office gemeistert werden.

Von der Politik wünschte er sich Unterstützung in Form von „auskömmlichen Finanzierungen, attraktiven gesetzlichen Rahmenbedingungen und Investitionen in die Digitalisierung“. Um Fachkräfte zu gewinnen, zu halten und als kirchliche Einrichtung den Dienst an Mensch und Gesellschaft weiter aufrechterhalten zu können.

Bericht: Sun-Mi Jung