„Für Demoktratie muss man kämpfen“

Auf den Spuren der Stasi in Berlin

Für viele Jugendliche ist die Zeit der DDR ähnlich weit weg, wie die Zeit des Nationalsozialismus. Aus diesem Grund bietet die Kommende Dortmund in der außerschulischen politischen Jugendbildung an, sich an historische Orten in Berlin auf die Spuren der Stasi zu begeben. Für die jungen Menschen wird auf eindrückliche Weise die deutsch-deutsche Geschichte für die Jugendlichen und der Wert der Demokratie erfahrbar.

Vor kurzem nutzen 14 Schüler*innen der Campus-Weggemeinschaft, einer Exzellenzinitiative der Katholischen Akademie Schwerte, dieses Angebot. Ende September fuhren sie nach Berlin und gingen „den Spuren der Stasi“ nach. Neben der Besichtigung eines historischen Fluchttunnels, gehörte auch der Besuch des Stasi-Untersuchungsgefängnisses Hohenschönhausen sowie des Stasi-Unterlagen-Archivs im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit der DDR in der Normannenstraße zum Programm.

Die Jugendlichen lernten, wie die Stasi als Verwaltungsapparat aufgebaut war und im Alltag funktionierte. Für viele von ihnen war es erschütternd, wie weit die Stasi bis in die privatesten Winkel der Bevölkerung vordrang und wie sehr durch die inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi das Misstrauen untereinander und voreinander schürte.

Ein Zeitzeugengespräch in der Gedenkstätte Marienfelde verdeutlichte den Jugendlichen welchen Preis die freie Meinungsäußerung für Bürger:innen in der DDR haben konnte. Wilfried Seiring berichtete, dass er aufgrund einer Solidaritätsbekundung zu den Aufständen in Ungarn 1957 von der Universität verwiesen wurde. Da ihm alles Perspektiven in der DDR genommen wurden, blieb nur noch die Flucht in den Westen. Dennoch habe er seine Entscheidung, sich mit den Studierenden in Ungarn zu solidarisieren, nie bereut. Das Gespräch Ein eindrucksvolles Zeugnis für die Jugendlichen, wie wichtig freiheitlichen Grundrechte wie Meinungsfreiheit sind.

Im Hintergrundgespräch mit Markus Burke, Büroleiter der grünen MdB Marlene Schönberger, über die Arbeit im Bundestag wurden den Jugendlichen die Unterschiede zwischen einem demokratischen und einem autoritären System bewusst. Der Austausch öffnete ihnen die Augen über die Gefahren autoritärer Systeme. Die deutsche Demokratie und ihr Grundgesetz erfuhren eine hohe Wertschätzung. Eine Schülerin fasste zum Abschluss des Seminars ihre Eindrücke zusammen: „Die Zeitzeugengespräche in Marienfelde und Hohenschönhausen sowie das Gespräch im Bundestag haben mir noch einmal verdeutlicht: eine Demokratie lebt vom Dialog, aber auch davon, für seine Interessen zu kämpfen! Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in einer Demokratie leben und wir sollten für unsere Interessen engagiert eintreten.“