Förderpreis Christliche Sozialethik 2022 verliehen

Dr. Sebastian Salaske-Lentern erhält den mit 2.000€ dotierten Förderpreis

Der Verein der Freunde und Förderer der Kommende Dortmund verleiht den Förderpreis Christliche Sozialethik 2022 an Dr. Sebastian Salaske-Lentern. Der Förderpreis würdigt seine Dissertation „Konsument*innen als Akteur*innen einer Nachhaltigen Entwicklung. Eine christlich-sozialethische Orientierung für eine beteiligungs- und befähigungsgerechte Ermöglichung nachhaltigen Konsums“ als sozialethisch profilierte Arbeit zur Beteiligungs- und Befähigungsgerechtigkeit im Bereich der Konsumethik. Diese Kategorie wird deshalb gewählt, weil sie zwischen Handlungsfreiheit und gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeitsforderungen vermitteln können soll.

Salaske-Lentern untersucht im ersten Schritt die Leitbegriffe des Titels kritisch und präzisiert sie. Wichtig ist dabei das Ergebnis, das es „den Konsumenten“ nicht gibt. Konsum ist von vielen Faktoren wie individuelle Präferenzen, finanzielle Möglichkeiten, aber auch Bildung und politisch-wirtschaftliche Rahmenbedingungen abhängig. Diese Feststellung ist für die Entwicklung von Konzepte nachhaltigen Konsums sensibel zu beachten. Salaske-Lentern stellt dann bisherige Forschungen und Forderungen der Konsumethik vor. Die Problemstellung hier ist die Vermittlung zwischen tugendethischen Forderungen an den Einzelnen mit einhergehender moralischer Überforderung und der Regulierung des Konsums durch die Politik, was aber letztlich die Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte der Individuen missachtet. Salaske-Lentern kritisiert für den Bereich der sozialethischen Forschung, dass die einzig diskutierten Strategien zur Implementierung nachhaltigen Konsums auf Pragmatismus und Gewinnmaximierung fußen und dass bisherige Arbeiten letztlich das Problem individualisieren, also in die Falle der moralischen Überforderung tappen. Dies ist aber weder mit dem christlichen Menschenbild noch mit der Option für die Armen vereinbar.

Für eine Lösung der Problemstellung zwischen moralischer Überforderung und politischer Fremdbestimmung greift die Arbeit in innovativer Weise auf zwei Grundannahmen der christlichen Sozialethik zurück. Zum einen auf das Menschenbild und den Personbegriff der Sozialethik, das auf andere und soziale Bedingungen in seinem freien Handeln verwiesen ist. Damit ist die notwendige Gestaltung des politischen-sozialen Kontextes, in dem sich die individuelle Freiheit realisiert, mit in den Blick zu nehmen.

Der zweite Impuls sind die Gerechtigkeitsforderungen der Beteiligungs- und Befähigungsgerechtigkeit, die ja genau diese Gestaltung des politisch-sozialen Kontext meinen. Im Blick auf das Thema: Das Recht auf Selbstbestimmung fordert dann eben, dass in der Gestaltung des Kontextes der nachhaltigen Entwicklung und Möglichkeiten nachhaltigen Konsums die Konsumenten aktiv beteiligt werden müssen und zu dieser Teilhabe auch befähigt werden.

Salaske-Lentern wechselt an dieser Stelle von der Sozialethik in die Politikwissenschaft. Zentral ist in seinen Ausführungen hier, dass der Bereich des Konsums nicht nur eine Frage der Konsumenten ist, sondern hier viele gesellschaftliche Akteure unterwegs sind: Politik, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Bildung, Kultur und Kirche. Konsumenten sind nur ein Akteur in diesem „Multiakteursfeld“ des nachhaltigen Konsums. Damit Konsumenten aber ihre Rolle als Akteure nachhaltigen Konsums selbstverantwortlich ausfüllen können, müssen sie dann auch an den Entscheidungen der anderen gesellschaftlichen Akteure beteiligt oder zumindest transparent informiert sein. Die Nagelprobe, an der sich die Umsetzungsprozesse orientieren müssen, ist die Prüfung, ob die sozial Benachteiligten nicht benachteiligt oder marginalisiert werden, sondern im Gegenteil in der Beteiligungsgerechtigkeit gestärkt werden.

Insgesamt betrachtet ist die Dissertation in vielen Facetten nicht nur Beitrag für die Weiterentwicklung der Christliche Sozialethik. Sie ist auch ein wunderbares Beispiel, wie die Christliche Sozialethik innovative Impulse für Lösungen komplexer gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen bietet und interdisziplinär anschlussfähig ist. Sie verdient es, mit dem Förderpreis Christliche Sozialethik 2022 ausgezeichnet zu werden.

Die Dissertation ist unter dem Titel „Nachhaltiger Konsum und Beteiligungsgerechtigkeit. Impulse aus der christlichen Sozialethik zur Stärkung kritischer Konsument*innen“ beim Verlag oekom erschienen. Der Förderpreis Christliche Sozialethik wird alle zwei Jahre vom Verein der Freunde und Förderer der Kommende e.V. ausgeschrieben. Der Verein möchte mit dem Preis die produktive und innovative Forschung junger Sozialethiker*innen zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen.