EU-Kommissar Oettinger: „Werden Sie Friedensbotschafter!“

Kommende Dortmund feiert 70jähriges Jubiläum

Gottesdienst und Festakt mit zahlreichen Beiträgen

Dortmund (pdp). Am 9. Oktober 1949, wenige Monate nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, wurde in Dortmund die Kommende Dortmund, das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn eingeweiht. Ihren 70. Geburtstag feierte die Kommende Dortmund am Freitag mit einem Gottesdienst in der Propsteikirche und anschließendem Festakt in der Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses mit 200 geladenen Gästen.

„Um Frieden und Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft muss immer neu gerungen werden, intellektuell redlich und ganz praktisch“, beschrieb Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt eine der Kernaufgaben der Kommende Dortmund als Sozialinstitut und als Katholische Akademie. Wie wichtig ein solches Ringen sei, habe man durch die Ereignisse in Halle erneut erfahren müssen. „Mit Trauer und Entsetzen denken wir an den furchtbaren Anschlag auf die Synagoge in Halle. Wir denken besonders an die unschuldigen Opfer“, sagte Erzbischof Becker. Die Kommende Dortmund hatte in einer gemeinsamen Erklärung mit anderen Herausgebern am Tag vor der Feier ihres Jubiläums ebenfalls Stellung bezogen: „Die Ereignisse von Halle zeigen, leider nicht zum ersten Mal, wie wichtig und unverzichtbar eine qualifizierte und differenzierte politische Bildungsarbeit ist.“ Sie mache sensibel für die großen und kleinen, für die offensichtlichen und die versteckten Anzeichen von Antisemitismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit und anderen Formen von Ausgrenzung.

Stadt Dortmund lobt das Engagement in der Arbeit mit benachteiligten Dortmunder Jugendlichen

Dieses Engagement insgesamt lobte Dortmunds Bürgermeisterin Birgit Jörder während des Festaktes im Rathaus. Die Kommende Dortmund setze sich ein für ein "zivilisiertes Miteinander in aufgewühlten Zeiten". Ganz praktisch wird dies in den Sozialen Seminaren der Kommende Dortmund mit Haupt- und Gesamtschülern sowie den jugendsozialen Projektwochen mit Jugendlichen aus Mittel- und Osteuropa über den Verein SocioMovens.

Beides wurde in Filmbeiträgen und Interviews ebenso vorgestellt, wie die Kommende-Stiftung beneVolens. Dabei gaben die Sängerinnen und Tänzerinnen der International Performing Arts Group "Gen Verde" nicht nur Kostproben ihrer Performance, sondern informierten auch über ihre Arbeit mit Jugendlichen in den Projekten der Kommende Dortmund. Sally McAllister, die Managerin der Gruppe, beschrieb anschaulich, wie während der Arbeit mit den Jugendlichen diese neue Hoffnungen entwickelten und sich von eher passiven zu aktiven und selbstbewussten Menschen wandelten.

EU-Kommissar Günther Oettinger erkennt "epochale Herausforderungen"

Um die aktuellen „epochalen Herausforderungen“ für die Weltgemeinschaft ging es im Festvortrag von EU-Kommissar Günther Oettinger. Dazu zählte er besonders den Einsatz für die europäischen Werte und die parlamentarische Demokratie mit Rechtsstaatlichkeit und sozialer Marktwirtschaft. „Europa muss in der Lage sein, die Friedensunion zu exportieren“, sagte Günther Oettinger. Dies könne über die Perspektive der Mitgliedschaft für andere Länder geschehen. „Werden Sie Botschafter des europäischen Projekts“, forderte er das Publikum in der Bürgerhalle auf.

ZdK-Präsident Sternberg: "Weltgemeinwohl" durch politische Bildung und fairen Handel

Weil der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, seine Teilnahme aufgrund von Verpflichtungen bei der Amazonas-Synode abgesagt hatte, ging Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ausführlicher auf das Thema „Weltgemeinwohl“ ein. Die soziale Frage lasse sich heute nicht mehr auf Deutschland oder Europa begrenzen. Während es den Deutschen insgesamt so gut gehe, wie noch nie, fange in anderen Ländern das 19. Jahrhundert erst an. So entspreche die Lage der Textilarbeiterinnen in Bangladesch heute durchaus den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Arbeiter zur Zeit der frühen Industrialisierung in England. Politische Bildung und Bewusstseinsbildung, beispielsweise für einen fairen Handel, seien deshalb durch Einrichtungen wie die Kommende Dortmund besonders wichtig.