Die (Ost-)Ukraine – Ein (fast) vergessener Konflikt?!

Studientag zur aktuellen politischen Situation in der (Ost-)Ukraine

Ukraine? Konflikt? Krim? Euromaidan? – was war damit nochmal? Der kriegerische Konflikt in der Ostukraine und auf der Krim ist in den Medien schon lange nicht mehr besonders präsent. Aus diesem Grund lud die Kommende Dortmund am 20. Mai 2019, an dem Tag, als auch der neue ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, ins Amt eingefüht worden ist, in Kooperation mit der Auslandsgesellschaft, der Konrad-Adenauer-Stiftung und Renovabis zu einem Studientag ein.

Zunächst frischte Tim Peters, der das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Charkiw (Ukraine) leitet, die Chronologie des Konflikts inklusiver neuer Erkenntnisse auf. Besonders interessant wurde es, als die aktuelle Situation beleuchtet wurde. Im Jahr 2018 gab es immer noch 55 Tote und 224 Verletzte. Der Konflikte findet in den Medien zwar nicht mehr statt, doch an der Kontaktlinie, die die Separatistengebiete von dem Gebiet unter ukrainischer Kontrolle trennt, liefern sich die Soldaten weiterhin fast jede Nacht Gefechte. Alleine bis Oktober wurden von der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) im Jahr 2018 circa 240.000 Verstöße gegen die vereinbarte Waffenruhe gezählt.

Wie schwierig die Lage im Bereich der Kontaktlinie ist, konnte Joachim Sauer (Renovabis) aus eigenen Erfahrungen erläutern. Die Menschen leben mit der ständigen Angst, dass ihr Haus von einem Geschoss getroffen wird. Gleichzeitig haben sie keinerlei Perspektive, da es keine Arbeit und kaum Lebensmittel gibt. Die Menschen sind daher auf Hilfe von caritativen Organisationen angewiesen.

Der Konflikt ist jedoch nicht im ganzen Land dauerhaft präsent. Der Ukrainer Vasyl Mykhailyshyn (KAS) berichtete aus Charkiw. Diese Stadt, die rund 200 Kilometer von der Konfliktregion entfernt liegt, gleicht anderen europäischen Großstädten und der Konflikt ist nur wenig präsent. Trotzdem haben die Proteste 2014, die den Konflikt ausgelöst hatten, großen Einfluss auf die Innenpolitik sowie die gesamte Situation des Landes. Die hohen Erwartungen der Bürger_innen nach den ersten Protesten und Neuwahlen wichen schnell der enttäuschenden Realität. Die Reformen werden vermehrt als negativ angesehen und auch die Wirtschaft der Ukraine erholt sich nur langsam.

Wie die Lösung des Konfliktes aussehen wird, konnte auch der Studientag nicht beantworten. Allerdings sind die Prognosen bisher eher negativ: es ist unklar, wann und ob es überhaupt zu einer Lösung kommen wird.

Trotz dieser eher ernüchternden Erkenntnis war es ein spannender und informativer Tag mit vielen interessanten Diskussionen und spannenden Referenten.