Auf den Spuren der Stasi

Deutsch-deutsche Geschichte an historischen Orten

Dass die Wiedervereinigung auch 30 Jahre nach der friedlichen Revolution noch nicht abgeschlossen ist, liegt unter anderem auch an dem geringen Wissen über die deutsch-deutsche Geschichte, das besonders bei vielen Jugendlichen, die im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen sind, kaum vorhanden ist. Um diese Wissenslücke zu schließen, nahmen 16 Jugendliche der Campus-Weggemeinschaft vom 2. bis 6. Oktober 2019 an dem Seminar "Auf den Spuren der Stasi. Deutsch-deutsche Geschichte an historischen Orten" in Berlin teil. Nach einer Stadtführung, die unter anderem an der Berliner Mauer und am Denkmal für die ermorderten Juden in Europa vorbeiführte, standen vor allem die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Berlin auf dem Programm, bevor sich die Gruppe inhaltlich mit der Geschichte der Stasi auseinandersetze. 

In der Gedenkstätte Hohenschönhausen erläuterte ein Zeitzeuge den Teilnehmer*innen aus erster Hand, wie der Alltag im ehemaligen Stasi-Gefängnis aussah und was es in der DDR bedeutete eine abweichende Meinung zu haben. Am Beispiel seiner eigenen Erfahrungen veranschaulichte er die Methoden im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und lieferte ein sehr eindrucksvolles Zeugnis, das die Teilnehmer*innen noch lange beschäftigte. Welches Ausmaß die Tätigkeiten der Stasi annahmen, davon konnten sich die Jugendlichen im Unterlagenarchiv im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg überzeugen. Neben der Führung durch die Ausstellung "Einblick ins Geheime" erläuterte die Mitarbeiterin des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR wie das Spitzelsystem der Stasi funktionierte. Der Besuch eines Unterlagen-Archivraums vermittelte den Teilnehmer*innen einen Eindruck, wie umfangreich die Tätigkeiten der Stasi in der DDR waren.

Mit welchen Hoffnungen der Sozialismus verbunden war und zum Teil auch heute noch ist, wurde beim Besuch des Stückes "Granma" im Maxim-Gorky-Teather thematisiert. 60 Jahre nach der Revolution in Kuba zeigte das Stück anhand der Biografien der Enkel*innen, die sich mit der Geschichte ihrer Großeltern auseinandersetzten, welche Hoffnungen sich erfüllten und welche auch bitter enttäuscht wurden. Die Zeitreise über mehrere Generationen stellte immer wieder dirkte Bezüge zu den gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart, in der sich Kuba rapide verändert und regte die Jugendlichen zu intensiven Diskussionen an. 

Wie wichtig eine funktionierende freie Meinungsäußerung, ein lebendiger Diskurs, aber auch zivilgesellschaftliches Engagement für unsere Demokratie ist, wurde im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött, MdB (CDU) im Reichstag deutlich. Neben der Reichstagsführung nahm sich Frau Dött intensiv Zeit, um sich den Fragen der Teilnehmer*innen zu stellen und die Einblicke in die Funktionsweisen des Deutschen Bundestags zu geben. 

 

„Die DDR war kein Themenpark, wie heute manche tun. Das war eine sehr entschiedene, langlebige Diktatur.“ Alt-Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch des Stasi-Archivs am 13.01.2017.