11.12.2025

Hauptsache irgendwie beaufsichtigt?

Familienministerin Josefine Paul (NRW) hat diese Woche den Referentenentwurf zum Kinderbildungsgesetz vorgelegt. Darin vorgesehen sind: geringere Betreuungszeiten (Kernzeit von fünf Stunden täglich), die durch Fachkräfte abgedeckt werden müssen; die Gruppen können um bis zu vier Kinder für die Dauer von sechs Wochen aufgestockt werden und gleichzeitig wird in Kauf genommen, dass die Betreuung in Randzeiten durch Hilfskräfte erfolgt, die laut der Ministerin „pädagogisch qualifiziertes Personal“ sein sollen – aber eben keine ausgebildeten Erzieher:innen, sondern vom Grunde her „Hilfskräfte“.

Damit wird ein Zeichen gesetzt: „Kinderbetreuung kann jede:r!“ Frei nach dem Motto: Hauptsache irgendwie betreut, egal wie groß die Gruppe oder wie gut die Qualifikation der Mitarbeiter:innen ist. Darüber hinaus gelten lediglich fünf Stunden als Kernbetreuung; der Rest ist Randbetreuung. Damit wird der frühkindliche Bildungsauftrag ad acta gelegt.

Was bedeutet das unterm Strich? Familien mit traditionellem Rollenmodell – einer, meistens der Mann, geht arbeiten und die Frau bleibt zuhause –, sind damit gut versorgt. Für sie reichen die fünf Stunden täglich aus, allerdings: (Achtung: es wird zynisch) die Alleinerziehende hat mal wieder Pech.

Frühkindliche Bildung ist sehr wichtig, insbesondere für Kinder, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen. Im Vorschlag für das Kinderbildungsgesetz kommt dieser Aspekt aber nicht vor. Hauptsache die Kinder sind irgendwie unter Aufsicht – das scheint zu genügen.

Dass uns (auch in diesem Bereich) Fachkräfte fehlen, ist keine Frage. Eine große Reserve bilden teilzeitbeschäftigte Frauen; doch mit der vorgeschlagenen Art der Betreuung wird diese Reserve nicht gehoben, sondern Eltern eher aus dem Arbeitsmarkt gedrängt.

Dieser Referentenentwurf sollte schleunigst vom Tisch und Geld in die Hand genommen werden, um ein umfassendes, qualifiziertes Angebot auf die Beine zu stellen: für Kinder, für die Familien, für den Arbeitsmarkt – so, wie jetzt vorgelegt, sind am Ende alle Verlierer.