Dortmund (pdp). Mit deutlichen Appellen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, politisches Verantwortungsbewusstsein und eine wehrhafte Demokratie hat die Kommende Dortmund, das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, am Samstag (22. November 2025) ihr traditionelles Kommendefest begangen. Rund um den Gedenktag des heiligen Clemens von Rom, des Patrons der Einrichtung, kamen zahlreiche Freunde, Förderer und weitere Gäste aus Kirche, Politik und Wirtschaft zusammen.
Im Zentrum des Festakts standen der Impuls von Weihbischof Josef Holtkotte sowie der Festvortrag des Publizisten Albrecht von Lucke, Redakteur der „Blätter für deutsche und internationale Politik“.
Weihbischof Holtkotte: „Dienst am Nächsten ist Ausdruck von Freiheit“
Detlef Herbers, Direktor der Kommende Dortmund, begrüßte die Gäste und eröffnete das Fest. Anschließend nahm Weihbischof Josef Holtkotte in seinem Impuls eine klare Standortbestimmung katholischer Sozialverantwortung vor. Er warnte eindringlich vor gesellschaftlicher Polarisierung. „Wir müssen unsere Gesellschaft vor Kompromisslosigkeit und Polarisierung schützen“, sagte er. Kompromisse seien eine Grundlage demokratischen Zusammenlebens, „ein Deal ist kein Kompromiss, sondern Ausübung von Macht“.
Holtkotte mahnte, dass „Werke der Solidarität und Nächstenliebe in der Gesellschaft nicht ihren Platz verlieren dürfen“. Freiheit sei kein egoistisches Prinzip, sondern stehe immer im sozialen Kontext: „Das Absolutsetzen der eigenen Meinung darf nicht mit Freiheit verwechselt werden.“ Als Christinnen und Christen seien Gläubige gefordert, „mit Nachdruck auf die Würde des Menschen hinzuweisen“.
Vor dem Hintergrund wachsender gesellschaftlicher Spannungen betonte der Weihbischof: „Der Dienst am Menschen ist ein Ausdruck von Freiheit.“ Persönliche Freiheit müsse stets vor dem Horizont sozialer Verbundenheit betrachtet werden. Holtkotte berichtete zugleich von positiven Erfahrungen aus dem Erzbistum: „Bei meinen Reisen erlebe ich oft viel Engagement, Zusammenhalt und Zivilcourage.“
Festvortrag von Albrecht von Lucke
Albrecht von Lucke beleuchtete in seinem Festvortrag die globalen Herausforderungen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Unter dem Titel „Demokratie in der Zerreißprobe. Deutschland und Europa in der Zange von Putin und Trump“ skizzierte er historische Linien und aktuelle politische Bruchstellen.
Von Lucke erinnerte an die westliche Verankerung der Bundesrepublik nach 1945, an Demokratie, Marktwirtschaft und die „implementierte Bipolarität“ der Parteien der politischen Mitte. Die Nürnberger Prozesse vor 80 Jahren stünden darüber hinaus exemplarisch „für eine regelbasierte Weltordnung“. Heute aber werde diese Ordnung massiv infrage gestellt: „Donald Trump ist eine absolut wertfreie Figur, die nur auf Machtpolitik setzt. Putin ist Trump viel näher als die demokratischen Regierungen in Europa“, erklärte von Lucke. Die Konsequenz sei dramatisch: „Die Demokratie gerät global ins Abseits und ganz Europa steht vor einer Zerreißprobe.“
Selbstkritisch diagnostizierte er eine europäische Friedensillusion der letzten Jahrzehnte: „Wir sind alle Kinder des Friedens und waren über all die Jahre des Friedens sicher.“ Mit der Abschaffung der Wehrpflicht sei zudem „das Wissen um die Bedeutung eines Dienstes an der Gesellschaft verloren gegangen“. Viele Menschen hätten sich „in die private Nische zurückgezogen“. Die Schwäche einst starker Volksparteien und die Unsicherheit der politischen Mitte fördere „die Sehnsucht nach einer autoritären Führung“.
Am Ende formulierte er einen klaren Auftrag: „Wir müssen unsere Demokratie nach innen und nach außen verteidigen.“
Unternehmenspreis „Erfolgreich nachhaltig 2026“
Im Rahmen des Festakts gab Dr. Andreas Fisch, Referent der Kommende für Wirtschaftsethik sowie Kirchliche Dienstgeberinnen und Dienstgeber, den Preisträger des Unternehmenspreises „Erfolgreich nachhaltig 2026“ bekannt. Die Preisübergabe erfolgt im kommenden Jahr beim „Tag für Unternehmerinnen und Unternehmer“ der Kommende Dortmund.
Ausgezeichnet wurde die Möbelwerkstatt Breckerfeld und Kukatsch Systeme. Gründer Eckhard Kukatsch sowie seine Tochter Alina Frenzel und ihr Ehemann Malte Frenzel überzeugten die Jury mit ihrem innovativen Projekt „Smart Castles“. Seit 2021 entwickelt das Unternehmen modulare Holzhäuser auf Basis regional angebauten Vollholzes. Die Jury würdigt damit ein „zukunftsweisendes, innovatives Konzept, das neue Wege im Bau erschließt“.
Musikalische Gestaltung
Ein doppelchöriges Ensemble des Jugendkonzertchors der Chorakademie Dortmund sorgte mit a-capella-Beiträgen für den musikalischen Rahmen des Festes.
Mit dem diesjährigen Kommendefest machte das Sozialinstitut einmal mehr deutlich, wie dringend gesellschaftlicher Zusammenhalt und politisches Engagement in Zeiten globaler Unsicherheiten sind.
(Text: Michael Bodin | Erzbistum Paderborn)