"Am Scheideweg der Zivilisation“

Kommendefest in Dortmund zum Thema Flucht und Migration


Beim diesjährigen Kommendefest stand am Sonntag, 19. November 2023, das Thema „Europa zwischen Empathie, Solidarität und Überforderung“ im Mittelpunkt. In einem Festvortrag zeigte der bekannte Migrationsforscher Gerald Knaus, der Regierungen und Institutionen in Europa berät, Perspektiven auf, wie die Menschenwürde der Hilfesuchenden gewahrt und Zuwanderung gesteuert werden kann.

Der Paderborner Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck fasste einleitend die Positionen von Papst Franziskus zusammen. Dieser habe bereits früh ein deutliches Zeichen gesetzt, als er in seiner ersten Reise als Papst die Insel Lampedusa besuchte. „Der Blick auf den Menschen ist der Ausgangspunkt christlicher Standpunkte“, erläuterte Monsignore Dr. Bredeck. Der Weg der Christen sei einer der Barmherzigkeit und nicht der Gleichgültigkeit. Papst Franziskus habe die Verantwortung Europas für die Geflüchteten immer wieder offen angesprochen. Dabei gehe es auch um die persönliche Verantwortung des Einzelnen, der Situation nicht gleichgültig gegenüberzustehen.

Perspektiven dazu, wie es gelingen könnte, dass weniger Menschen sich auf lebensgefährliche Fluchtwege begeben, führte Gerald Knaus aus. Dabei korrigierte er zunächst auch bestimmte falsche öffentliche Wahrnehmungen. So würden die größten Fluchtbewegungen nicht aus Afrika, sondern aus Europa selbst kommen. „Europa ist in den letzten 30 Jahren ein Kontinent der Kriege und der Vertreibung geworden“, erklärte er und nannte die Konfliktherde im ehemaligen Jugoslawien, dem Kaukasus und der Ukraine. Die aktuell beklagte Überlastung der Kommunen gehe zum größten Teil auf Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zurück. Daher sei die Integration möglichst vieler Staaten in das „Friedensprojekt EU“ ein wichtiges Ziel. „Innerhalb der EU ist Krieg undenkbar“, führte er aus.

Für eine humane Kontrolle von Zuwanderung favorisierte er Möglichkeiten legaler Migration einerseits sowie schnelle Rückführungen in sichere Drittstaaten andererseits. Dazu müsse es eine rechtsstaatliche Zusammenarbeit mit Drittstaaten geben und diese müssten auch wirklich sicher sein. Es sei nicht zutreffend, dass Europa von Geflüchteten aus Afrika „überrannt“ werde. Angst mache vielen Menschen aber die fehlende Kontrolle.

In einem Kommentar zu den Ausführungen von Gerald Knaus bestätigte Lukas Trötzer von der Global Refugees Sponsorship Initiative Köln viele von dessen Ausführungen. Es dürfe keine gefährlichen Wege mehr geben und eine größere staatliche Kontrolle erhöhe die Akzeptanz von Zuwanderung. Diese müsse letztlich als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden. Kanada etwa sei dabei vorbildlich, während es in Europa bisher nur Pilotprojekte gebe.
Unternehmerpreis

Nach einer musikalischen Pause mit Klängen „zwischen Orient und Okzident“ des Duos Kioomars Musayyebi (Santur) und Andreas Heuser (Gitarre) wurden beim Kommendefest die Preisträger des Unternehmerpreises „Erfolgreich nachhaltig“ für das Jahr 2024 bekannt gegeben. Den vom Sozialinstitut Kommende Dortmund und der Bank für Kirche und Caritas e.G. Paderborn verliehenen Preis erhält die Diagramm Halbach GmbH & Co. KG aus Schwerte. Mit einem Sonderpreis „Moderner Mehrweg“ wird darüber hinaus die Vytal Global GmbH aus Köln ausgezeichnet. Dr. Andreas Fisch von der Kommende Dortmund würdigte die Diagramm Halbach GmbH & Co. KG als ein Unternehmen mit 190-jähriger Firmengeschichte das CO2-neutral wirtschaftet. „Damit ist es Pionier und Vorreiter für unzählige andere Unternehmen“, meinte Dr. Fisch. Die Vytal Global GmbH aus Köln als weitere Preisträgerin hätte erfolgreich Einwegverpackungen für den To-Go-Konsum durch hochwertige Mehrwegverpackungen über ein digitales Mehrwegsystem ohne Pfand ersetzt, lobte Dr. Fisch den Preisträger des Sonderpreises.