Arbeitswelt und Sozialpolitik

Arbeiten um zu leben

Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft leben von dem, was sie selbst oder einzelne Familienmitglieder als abhängig Beschäftigte verdienen. Viele von ihnen müssen sich mit unsicherer oder schlecht bezahlter Arbeit begnügen. Andererseits sind die heutigen Verhältnisse in der Arbeitswelt und die Verteilung der erarbeiteten Wohlstands nicht vom Himmel gefallen. Sie sind veränderbar. Die gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen darum sind von unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Interessen geprägt. Die Kommende beteiligt sich an dieser Diskussion. Ihr Leitbild ist dabei eine gerechtere Gesellschaft, in der die Menschen von ihrer Arbeit leben können. Gute Arbeit, umweltverträgliches Wirtschaften, gerechte Arbeitnehmereinkommen müssen wichtiger sein als reine Geldgeschäfte und das Anhäufen von Reichtum.

Mitbestimmung und Interessenvertretung

Die Kommende pflegt seit ihrem Bestehen die Kooperation mit den Gewerkschaften. Aus gutem Grund. Kirchen und Gewerkschaften geht es um die Stärkung des Faktors Arbeit, um mehr Mitbestimmung, mehr Solidarität und mehr Selbstbewusstsein der Belegschaften. Der Gesundheitsschutz in den Betrieben, der Abbau von Überstunden und Arbeitsdruck, eine vernünftige Balance zwischen Arbeit und Freizeit – diese berechtigten Arbeitnehmerinteressen können auf Dauer nicht folgenlos übergangen werden. Mit ihrer Arbeitnehmerbildung steht die Kommende

  • gegen die Aushöhlung und Umgehung von Tarifverträgen
  • gegen Löhne, von denen man nicht leben kann
  • für flächendeckende Mindestlöhne
  • gegen die Auflösung bewährter Zeitstrukturen
  • gegen jede Art von Ausgrenzung und Menschenverachtung
  • für eine starke Mitbestimmung in den Betrieben und darüber hinaus.

Unsere Bildungsangebote bieten Raum und Anregung, diese Zukunftsfragen zu reflektieren und zu diskutieren. Sie bieten Weiterbildung und Rückenstärkung für Arbeitnehmervertreterinnen und Gewerkschafter, für engagierte Christen und gesellschaftsethisch Interessierte.

Gemeinwohl durch Sozialpolitik

Der Wohlstand ist nicht gerecht verteilt in unserer Gesellschaft. Es gibt seit Jahren eine Umverteilung von unten nach oben. Die privaten Vermögen wachsen immer weiter, während das Einkommen aus Arbeit oder Sozialleistungen stagniert oder zurückgeht. Die Politik tut sich schwer, für einen gerechten Ausgleich zu sorgen. Das führt zu zahlreichen Problemen:

  • Die Zahl der Armen wächst, immer mehr Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze.
  • Der Druck auf Arbeitslose ist enorm. Wer keine Arbeit findet, landet schnell ganz unten. Das betrifft die Hilfe zum Lebensunterhalt, aber auch die Forderung, jede Art der Beschäftigung anzunehmen.
  • Der soziale Aufstieg über Bildung, Ausbildung, oder Weiterbildung funktioniert für viele nicht.
  • Für die öffentlichen Aufgaben der Daseinsfürsorge fehlt das Geld. Das „Allheilmittel“ Privatisierung hat nicht funktioniert.
  • Die soziale und kulturelle Infrastruktur schrumpft oder leidet an der Stagnation.

Mit ihren Bildungsangeboten zu sozialpolitischen Themen beteiligt sich die Kommende am Dialog um eine Zukunft mit mehr Sozialstaat, mehr Demokratie, mehr Gerechtigkeit.

Öko-soziale Transformation

Der Klimawandel, die wachsende Zahl von Migranten aus den Ländern des globalen Südens, die galoppierende Ausbeutung natürlicher Ressourcen, das dramatische Artensterben, die Degradation von Böden und Wasser durch eine industrialisierte Landwirtschaft … – die Hinweise, dass die herrschende Wachstumswirtschaft durch nachhaltige Alternativen und fairen Handel abgelöst werden müssen, sind dramatisch. Mit der Enzyklika Laudato sí hat Papst Franziskus den Zusammenhang von ökologischer Verantwortung und weltweiter sozialer Gerechtigkeit ins Zentrum der katholischen Soziallehre gerückt. Die Kommende hat ihre sozialethisch und sozialpolitisch orientierte Bildungsarbeit daher längst ausgeweitet auf Fragen

  • nach den Möglichkeiten einer Postwachstumswirtschaft
  • nach einer radikalen Energiewende
  • nach umweltverträglichen Formen der Mobilität
  • nach fairem Handel und verantwortliche Formen des Konsums
  • nach angepassten Formen der Landwirtschaft und Bodennutzung
  • nach der Verantwortung für Abbaubedingungen von Rohstoffen und für die gesamten Produktionsketten, die unseren Massen- und Luxusgütern zugrunde liegen
  • nach gerechteren Regeln des Welthandels, die lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe schützen und fördern.

Kommende-Gespräche

Es geht um das Gemeinwohl. Nicht um Wachstumsraten und Aktienkurse, sondern um mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Mit unseren Gesprächsabenden mischen wir uns ein in den sozialpolitisch Diskurs: kritisch, verständlich, kreativ. Unsere Interviewpartner und Fachreferenten haben eines gemeinsam: Sie kommen mit Ideen für eine bessere Zukunft, für mehr Demokratie, mehr Fairness, einen anderen Wohlstand – jenseits von Gier und Ausbeutung. In der Kommende stellen sie ihre Ideen und Konzepte zur Diskussion; zur Aufklärung gehört unverzichtbar der Dialog mit unseren Gästen, die Auseinandersetzung mit ihren kritischen Nachfragen.